Zur Geschichte und den Grundlagen der deutsch-französischen Kooperation
Die digitale deutsch-französische Zusammenarbeit im Bereich elektronische Rechnung wurde 2014 auf der Deutsch-Französischen Digitalkonferenz initiiert und wird seitdem stetig fortgesetzt. Das gemeinsame Ziel war und ist es, einen Weg zur Weiterentwicklung der elektronischen Rechnungslegung zu ebnen. Neben der Bündelung von Ressourcen stand die Entwicklung einer gemeinsamen technischen Norm im Fokus der Partnerländer. Diese Norm sollte vornehmlich den Bedürfnissen von kleinen und mittleren Unternehmen bei der elektronischen Rechnungsstellung gerecht werden.
Wesentliche Grundlagen für die Erarbeitung eines gemeinsamen Formats für den elektronischen Rechnungsaustausch waren und sind die EU-Direktive 2014/55/EU sowie die 2017 veröffentlichte EU-Norm EN16931. Auf diesen beiden Grundlagen haben die Experten des französischen Nationalen Forums für elektronische Rechnungsstellung und öffentliche elektronische Beschaffung (FNFE-MPE) und die ehrenamtlichen Spezialisten des Forums elektronische Rechnung Deutschland (FeRD) technische Umsetzungswege für einen gemeinsamen Standard des elektronischen Rechnungsaustauschs erarbeitet.
Um die gemeinsame Förderung der elektronischen Rechnung voranzutreiben und die weiteren Entwicklungen aufeinander abzustimmen, wurde im Jahr 2019 durch das FNFE-MPE und die Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung (AWV) e.V. ein gemeinsames Memorandum of Understanding (MoU) ausgearbeitet. Das MoU bildet die Grundlage für die deutsch-französische Zusammenarbeit und beinhaltet z. B. Regelungen zur gemeinsamen Förderung der elektronischen
Rechnung, zum Datenformat, zur Weiterentwicklung der Profile und der technischen Dokumente sowie zu Veröffentlichungen. Ebenso wurde die gemeinschaftliche Pflege und Weiterentwicklung von Standard und Unterlagen mit
einen gegenseitigen Kommunikationsprozess festgelegt.
Veröffentlichung eines gemeinsamen hybriden E-Rechnungsstandards
Am 24.03.2020 wurde eine gemeinsame Version ZUGFeRD 2.1 / Factur-X 1.0 veröffentlicht, die frei verfügbar und technisch identisch ist. Dank der vollständigen technischen Synchronisierung wird die grenzüberschreitende Übermittlung und Verarbeitung von elektronischen Rechnungen zwischen Deutschland und Frankreich gewährleistet.
Eine bedeutende Gemeinsamkeit stellen die fünf Profile des Standards dar, die unterschiedliche Anforderungen der Anwender berücksichtigen. Das Profil BASIC stellt die grundlegenden Informationen einer Rechnung, die beispielsweise im
Business to Business (B2B) oder Business to Customer (B2C) Geschäftsverkehr genutzt werden kann, zur Verfügung. Das Profil EN16931 (COMFORT) enthält darüber hinaus alle Rechnungsinformationen, die von EU-Richtlinie und EU-Norm
vorgegeben werden. Dieses Profil ist daher explizit für den Rechnungsaustausch auch mit öffentlichen Auftraggebern gedacht (B2G). Mit dem Profil EXTENDED, welches das Profil EN 16931 in sich aufnimmt, wird zusätzlich die Integration spezifischer Zusatzinformationen in die elektronische Rechnung ermöglicht.
Zusätzlich sind noch zwei weitere Profile (Minimum und Basic WL) erstellt worden, die in Frankreich Buchungshilfen darstellen, in Deutschland aber nicht als vollwertige Rechnungen nutzbar sind. Factur-X und ZUGFeRD 2.0 sind somit
weitestgehend identisch.
Weitere Schritte wie etwa ein länderübergreifender Workshop, bei dem sich französische und deutsche Experten über technische Inhalte austauschen, der Austausch von Erfahrungen mit dem elektronischen Rechnungsaustauschs im
privaten und öffentlichen Bereich sowie die Verknüpfung verschiedener Systeme und Formate bei der elektronischen Rechnungsstellung finden fortlaufend statt.